Was mich heute zu Tränen rührte

Prof. Dr. Rolf Verleger, ehemaliges Mitglied des Zentralrats der Juden in Deutschland, veröffentlicht auf der Website des „Bündnis zur Beendigung der israelischen Besatzung“ (BIB e.V.), dessen Vorsitzender er ist:

„Mein Vater hatte die Auschwitz-Nummer am Arm. Er war ein Opfer der Nazis. Seine Frau und Kinder waren ermordet worden. Aber er wollte sein Leben nicht als Opfer führen: Er heiratete eine überlebende junge jüdische Frau – meine Mutter – und setzte neue Kinder in die Welt. Ich bin kein Opfer, sondern ein Kind der Hoffnung. Als ich ihn als kleines Kind fragte, was das für eine Nummer an seinem Arm sei, sagte er „das ist meine Autonummer“. Daraus habe ich mitgenommen: Unser Auftrag als Nachkommen ist, eine bessere Welt aufzubauen, und nicht, uns einen Opferstatus in Erbpacht aufrechtzuerhalten. Das ist keine Frage von geschmackvollem oder geschmacklosem Gedenken, sondern eine grundsätzliche Frage. Erinnerung an die Vergangenheit ist wichtig. Aber es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn man Vergangenheit und Gegenwart verwechselt. Das Judentum und vor allem Israel muss seine heutigen Probleme anpacken, mit Nächstenliebe und Großmut anstatt mit einem fantasierten Opferstatus.“