ASEM-Alarm: Merkel hängt in US-Fesseln – Putin geht seiner Wege, Europa verliert
Noch nie habe ich eine derart heftige Negativ-Vorbereitung eines großen internationalen Treffens gesehen wie diese Spiegel-Kanonade vor Beginn des ASEM-Gipfels vom Wochenende in Mailand.
Das ging schon gestern los, da habe ich bereits kommentiert. Dann heute ganz früh mit einer Extra-Negativ-Einstimmung, schön kurz für unsere Frühsendungen, damit „die üblichen Verdächtigen“ zum Interview geladen werden können, um mit dem (gespielten) Ausdruck höchsten Bedauerns staatstragend zu erläutern, dass dieser (Ekel-)Putin leider nicht klugzukriegen sei. Dann folgt am späten Vormittag eine ausführliche Würdigung, warum das alles nicht klappt – allerdings mit erstaunlich wenig politischen Tatsachen – gemessen an der Länge des Geschreibsels. Offenbar ist unser politischer Standpunkt dafür zu schwach. Köstlich: Putin hat Merkel versetzt, weil die Serben ihn so nett gefeiert hatten (s. hier gestern) – also wurde es eine Spät-Sitzung; und Merkel hat sich dann mit harten Stühlen und stickiger Luft in einem engen Raum revanchiert. Typisch kleinkarierte Beschränktheit: Wenn mich Putin versetzt, nachdem ich Russland und ihm hundertmal in den Hintern getreten habe, würde ich ihn mit Glanz und Gloria empfangen. Schon um ihm zu zeigen, dass die US-Kontrolle noch nicht die Raum-Dispo erfasst hat. Positiv natürlich: Im engen Raum spürt man sich besser. Und was fühlt Merkel? Putin ist „gut drauf“, kräftig und entschlossen, kommt in blendender Laune an. Lieber mit den Serben in Freundschaft den Terminkalender überziehen als mit den Ekel-Deutschen kalte Washingtoner Duschen herunterleiern. Was fühlt Putin? Merkel ist wie immer: fett, untrainiert, müde, genervt, im Grunde ziemlich hilflos; dabei trotzdem: verbindlich, intelligent, gut informiert. Insgesamt bedauernswert. Und schließlich die Spiegel-Mittagsauswertung: zweites Treffen, kaum Besserung, immerhin Kleinigkeiten. Das ist Staubsauger-Vertreterei.
Was ist das Grundproblem? Der Westen scheint seinen eigenen „Demokratie-Zirkus“ zu vergessen – und hört nicht auf, die Wiedervereinigung mit der Krim als „Annexion“ zu bezeichnen. Krank! Gerade wir Deutschen sollten mit Putin und der Krim-Vertretung darauf anstoßen – und nachher im Hinterzimmer stillschweigend und freundschaftlich darauf hinweisen, dass die Überwindung der typisch ukrainischen Mafia-Herrschaftsstrukturen auf der Krim noch keine Glanzleistung ist, dass Putin-Fans vielmehr darauf warten, dass er seine Rekord-Popularität nutzt, um mit der sagenhaften Korruption in Russland aufzuräumen; der größten einzelnen Entwicklungsbremse des Landes. Und: Spiegel wiederholt bis zum Umfallen die US-Position, dass Putin sich ein Droh- und Druckpotenzial in der Ostukraine herangezüchtet habe, sozusagen eine „Transnistrien-Lösung“ in diesem bemitleidenswerten Nachbarland. selbstverständlich – was denn sonst? Dem Nato-Kesseltreiben hilflos zusehen, nach dem zweiten westlich gesteuerten Staatsstreich beim Nachbarn und Verwandten binnen zehn Jahren? „OK, Washington, – ihr habt gewonnen“? Unterdessen lässt Washington provozieren.
Und der andere große Streitpunkt: Gas. Washington will ganz diskret (so dass es von den Wänden widerhallt), dass wir draufzahlen, irgendwelche Notmaßnahmen treffen müssen und möglichst viel von den ehemals guten Beziehungen den Bach herunter geht. Und Jazenjuk vollstreckt. Gnadenlos. Ohne die Nebenregierung in der Kiewer US-Botschaft hat er keine Chance.
Letzte Meldung: Eventuell gab’s eine Annäherung im Gas-Streit. Seibert seibert: keine Bestätigung. Also: nicht abwarten – positive Überraschungen unwahrscheinlich.
Mann, Spiegel, Hartz 4 ist einfach so viel schöner als euer Drecksjob. Wirklich.
Foto: © RIA Novosti. Alexey Nikolsky