Russland: Licht und Schatten, kluge Politik – Nato: aggressiv-dümmlich

Die russisch-türkischen Beziehungen entwickeln sich prächtig. Dies ist umso erstaunlicher, als man in Syrien genügend Streitpunkte hätte, um sich spinnefeind zu sein. Nicht so Putin: Er hat immer wieder gezeigt, dass er die Türkei wertschätzt, unabhängig vom Syrienstreit.
Wie man Außenpolitik NICHT machen sollte, zeigt unterdessen erneut die Nato: Von dort kommen Warnungen an Ankara, wegen möglichen Embargobruchs. Ob Washington begreift, dass man Erdogan mit solchem Unsinn, der auch noch weltweit wie eine erniedrigende Bevormundung aussieht, der eindeutig einen unzulässigen Eingriff in die türkische Souveränität darstellt, nicht nur nicht gewinnen kann, sondern geradezu in Putins Arme treibt? Und wenn Nato-Generalsekretär Stoltenberg mehr Staaten zu Russland-Sanktionen auffordert, dann ist das auch nur eine stehende Einladung, zugunsten US-amerikanischer Firmen auf Russland-Geschäfte zu verzichten: Nur korrupte und verräterische Politiker leisten Folge.

Fingerhakeln zwischen Washingtons Nato und Russland gibt es auch in Bezug auf den Beitritt der Ukraine: Washington will langsam vorangehen, Poroshenko mit einem Referendum schneller vorankommen, Europa will bremsen – wegen Russland; denn Russland will gar nichts hören von einem Nato-Beitritt der Ukraine, sieht sich durch die Einkesselung seitens der Nato nur bedroht.

Mit der russisch-türkischen Zusammenarbeit schafft Putin einen Ersatz für die Unterbrechung der South-Stream-Pipeline-Pläne. Und in Moldova (Moldawien) bahnt sich ein handfester Krach um das Wahlergebnis vom Sonntag an, der die Teilung des Landes vertieft: Nur durch Streichung einer Partei von den Wahlzetteln, die mit etwa 10% hätte rechnen können, wurde die pro-russische Allianz aus Sozialisten und Kommunisten zurückgedrängt: wegen Auslandsfinanzierung. Bei uns wird natürlich NIEEE Einfluss von außen genommen. Wir könnten einfach vier Parteien vom Wahlzettel streichen – prima! Immerhin bewerten OSZE-Beobachter die Moldova-Wahlen als frei.

Und natürlich kommt es so, wie es immer kommen muss: Russland rüstet auf, die Nato auch, obwohl niemand sich durch Russland bedroht fühlen muss, wie sogar der sonst kriegerische Spiegel zugeben muss.

Derzeit arbeiten westliche Geheimdienste intensiv daran, Russlands Oberschicht gegen Putin aufzustacheln. Und jeden anderen, der sich interessiert zeigt. Die Parole heißt: Wenn Russland sich noch weiter vom Westen abwendet, wird das Leben ärmlich und freudlos. (Die kommunikationsstrategisch bereinigte Fassung von: Wir machen Putins Politik mit Sanktionen von innen kaputt.) Diese Strategie könnte allerdings auch nach hinten losgehen: Wie andere Völker grundsätzlich auch, jedoch in weit höherem Maße, sind Russen bereit, für ihr Land auch große Entbehrungen auf sich zu nehmen.

Der nächste Krieg rückt so sagenhaft schnell näher, wir dürfen parallel davon ausgehen, sozusagen als Umkehr-Schluss, dass der Finanzcrash ebenso rasch herankommt, doch die Masse der Menschen ist nur diffus beunruhigt, undefiniert ängstlich, zwischen frohem Konsum und unklaren Befürchtungen hin und her gerissen.

Die Zeit der Deutschen Mitte kommt auch.