Ich habe ein Problem mit Mario Ohoven

Der Mann ist Chef des Bundesverbandes Mittelständischer Wirtschaft (BVMW) für 270.000 Unternehmen mit rund neun Millionen Beschäftigten und rund 100 Milliarden Euro Umsatz. Beim Jubiläums-Jahrestreffen in Berlin findet er richtige, schöne und gute Worte. Er kritisiert. Er nennt Zahlen, nur zum Beispiel: Deutschland verkraftet jährlich 40.000 neue Bürger – eine halbe Million ist im Anmarsch, 300.000 alte Anträge liegen noch herum, von 3.000 benötigten neuen Mitarbeitern im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kamen ganze 36! Problem – und das weiß er: Das war das Jahrestreffen, jetzt ist es vorbei – und er hätte bei Mutti bohren müssen, statt nur auf den Zahn zu fühlen! Er hätte in Aktion gehen müssen, statt in weiteres Gelaber! Darf ich einmal raten: Der hat seinen Exilsitz schon gebastelt. Das gleiche Phänomen haben wir in einem anderen, ähnlichen, deutschen Verband. Wenn die Herren WIRKLICH aufmucken, verlieren sie ihren Posten – so fürchten sie. Und an diesem eklatanten Mangel an Courage – und an interner Koordination über den Tellerrand hinweg – geht die Republik zugrunde.

Wie das in der Politik geht, wird soeben deutlich: In der Union wächst die Zahl derjenigen, die jetzt Schluss machen wollen mit den Sanktionen gegen Russland. Aber schon positioniert sich der nächste Schwengel der Atlantikbrücke, der ohne Washingtons wenig diskrete Rückendeckung nichts gebacken bekommt: Norbert Röttgen, eine Versager-Type wie KT zu Guttenberg. Wenn sich die deutsche Wirtschaft nicht dringend etwas ganz Neues überlegt, wird sie ihren Totengräbern noch den Strick anliefern, entsetzlich preiswert und schnell, an dem ihre Konkurrenz sie aufhängen wird.

Es gibt, gerade für die deutsche Wirtschaft, keine Alternative zum Widerstand gegen Washington und Berlin, wenn sie Wert legt auf ein sicheres soziales und staatliches Umfeld, das allein den ruhigen und zukunftssicheren Fortgang der Geschäfte garantieren kann. Die alten Kräfte sind am Ende. Unfähig, das Ruder herumzureißen, was ohne glaubwürdige Alternativen zur jetzigen Politik nicht gelingen KANN, schaffen sie es nicht einmal, ihr Versagen notdürftig zu bemänteln.