Aus russischen Meldungen: verquere US-beherrschte Welt

Eine Reihe von Staaten will einen Regierungswechsel in Russland, stellt das Moskauer Außenministerium sachlich fest. Es wirkt befreiend, dass Russland dies offiziell sagt – denn das Beschweigen der vielfältigen Machenschaften hilft ja auch nicht weiter. Trotzdem tun dies immer noch die allermeisten Staaten auf Washingtons Zielliste, sicherlich aus der Befürchtung heraus, dass das öffentliche und amtliche Eingeständnis die Lage weiter destabilisieren und den Quell des Ärgers, Washington, zusätzlich reizen könnte. Doch Putin sitzt zur Zeit derart fest im Sattel, dass diese Veröffentlichung daheim eher die Reihen schließt als öffnet.

Doch geht die Sprecherin des Außenamtes noch einen Schritt weiter und macht den US-Präsidenten Obama persönlich dafür verantwortlich, dass die „Bemühungen um Normalisierung der Beziehungen zunichte“ seien. Derartige Äußerungen kommen sehr selten von Russland – und niemals ohne triftige Gründe. Diesmal könnte auf dem Zettel stehen: Kiew provoziert im Osten durch Artillerieüberfälle auf Zivilisten, dabei kam heute neben mehreren Zivilisten ein IKRK-Mitarbeiter ums Leben; Spiegel schafft es jedoch trotzdem, es so aussehen zu lassen, als sei Russland schuld. Außerdem baggert Kiew weiter für seine West-Eingliederung und gegen russische Rohstoffexporte über sein Territorium und blockiert russische Truppen in Transnistrien, der prorussischen Abspaltung von Moldova. Gleichzeitig attackieren die USA Syrien, Irak und setzen Iran unter Druck, ärgern die Südamerikaner – die Liste ist lang.

Aber Russland kann auch etwas: Seine Rohstoffe in Rubel handeln zum Beispiel. Das hat Putin heute indirekt allen Handelspartnern angeboten. Unangenehme Begründung: Die Russland-Sanktionen machten Euro und Dollar zu Wackelwährungen. 🙂

Im Irak, vermeldet die „Stimme Russlands“, soll IS 5 Millionen US$ am Tag durch Ölverkäufe aus eroberten Lagerstätten „verdienen“ – stehlen wäre korrekter. Interessant: Abnehmer sitzen auch in Staaten der Anti-IS-Koalition. Noch Fragen?

Schillernde Randglosse: Russland hat versucht, den Mafioso, Milliardär und Dnepropetrowsk-Gouverneur Kolomoiski über Interpol zur Fahndung auszuschreiben – und ist dabei gescheitert. Dabei hat man die Russen offenbar mit der Bemerkung zu trösten versucht, die Inhaftierung dieses Massenmörders stehe ohnedies bald an.

Und am Vorabend zum „Tag der Tatsachen“ (oder der „Wahrheit“) musste die ARD einen offensichtlich unzutreffenden Ukraine-Bericht vom gestrigen Mittwoch zurückziehen.

Was wir mit Russland machen sind keine „politischen Fehler“. Das ist Systemversagen – und zwar total und auf ganzer Linie. Fast absurd: Russland weiß das – und reagiert ständig ganz flach. Moskau wartet ab, bis der Westen sich ausgetobt hat – und zusammenklappt.

Foto: © RIA Novosti. Alexei Druzhinin