5+1-Gespräche in der letzten Verlängerung – künftig härtere Gangart?

Zwei Nachrichten trafen heute so aufeinander, dass ein Zusammenhang nicht erst gesucht werden muss: Die 5+1-Verhandlungen um Irans Atomprogramm werden bis März verlängert, bis Juli können noch letzte Einzelheiten abgeklärt werden. Und: Verteidigungsminister Hagel trat als Konsequenz des Wahlverlusts der Demokraten zurück. Bereits jetzt steht fest: Wer immer ihm nachfolgt wird eine härtere Gangart pflegen. Was der Spiegel dazu schreibt scheint hauptsächlich eine Wiederholung dessen zu sein, was die New York Times (NYT) dazu veröffentlichte – und auch woanders nachgelesen werden kann. Was die Lügenmedien nicht schreiben: Hagel wurde nicht damit fertig, dass die USA in Nah- und Mittelost eine Doppelstrategie fahren: eine auf dem Tisch: Beherrschungspolitik – und eine unter dem Tisch, geheim: Terrormanagement. Hagel sah nicht ein, dass er für diese eklige Gaunerei US-Soldaten opfern sollte; dem Rest der Regierungstruppe des Friedensnobelpreisträgers ist das ziemlich gleichgültig. DAS ist die Lehre, durch die jeder US-Präsident geht: Am Ende hat jeder noch fast jede Idee verraten, für die er je meinte zu stehen. Eine der schlimmsten Präsidentschaften bringt Obama soeben hinter sich. Für ihn ist nicht tröstlich, dass der nächste Amtsinhaber es noch härter haben wird. Ein drohender III. Weltkrieg im Belieben der Finanzmafia und Komplizen, das ist harter Tobak.

Und Iran? Geradezu widerlich mutet die Schlagzeile des Spiegel an, ‚die iranische Bombe ticke wieder‘. Erstens gibt es gar keine iranische Bombe – und zweitens ist das Einzige was hier tickt: Der Spiegel – und zwar nicht ganz richtig. Vor einigen Tagen schrieb die NYT ganz offen darüber, dass die USA gegen den Iran Gewalt anwenden oder anwenden werden, um ihre politischen Ziele durchzusetzen, danach gab es einen Überblick über verschiedene Verhandlungspositionen, mit zahlreichen Fehlern, denn man spricht dort nicht tatsächlich über Zentrifugen-zahlen, sondern über „Zentrifugen-Einheiten“. Dies ist notwendig geworden, weil die unterschiedliche Effizienz drei verschiedener Zentrifugen-Generationen im Iran unterschieden werden muss, das geht nur mit exakt definierten Leistungsdaten. Gestern berichtete die NYT dann u. a. über ein ABC-Interview, in dem Obama ziemlich deutlich machte, worauf er hofft: den Iran ins westliche Lager zu ziehen, die Lage in Nah- und Mittelost zu drehen; tolle geschäftliche Möglichkeiten zu schaffen.

Klar ist: Die Republikaner wollen eine härtere Gangart mit dem Iran – das wird der sich nicht bieten lassen. Schon haben krisengeschüttelte westliche Volkswirtschaften den iranischen Köder geschluckt, hoffen auf zusätzliche Geschäfte; Obama könnte versucht sein, bis ans Ende seiner Amtszeit weiterzuverhandeln, um keinen Krieg starten zu müssen, um Exportbranchen und Europäer nicht zu brüskieren: der Hinhalte-Präsident; Clinton war in diesem Geschäft ziemlich gut.

Russland bringt sich sehr geschickt ins Spiel, baut neue Atommeiler – und dient sich als Uran-Anreicher-Service an. Das findet man im Westen natürlich weniger schön – und ist auch nicht gerade erfreut über Botschaften, dass es Russland ernst sei mit den Beziehungen zum Iran, die nicht von den West-Beziehungen abhängig gemacht werden sollten: Da ist er wieder, der 30-Milliarden-Dollar-Deal zwischen beiden Ländern – russische Industriewaren gegen Irans Energierohstoffe; ohne Dollars, ohne Banken: ein rotes Tuch für die Finanzmafia.

Jeden Tag arbeitet Russland hart daran, aus seiner früheren West-Ausrichtung eine echte globale Balance zu machen. Und der Westen verliert. Jeden Tag. Es verlieren auch diejenigen Menschen im Westen, die ihre eigenen Regierungen kritisieren. Weil es ihnen nicht gelingt, diese Regierungen zum Teufel zu jagen, bevor alles noch viel schlimmer wird.

 

IRIB Interview vom 25. November 2014: http://german.irib.ir/analysen/interviews/item/271532-interview-mit-christoph-hörstel

 

Foto: © RIA Novosti. Vladidmir Pesnya