Neue Karten, altes Leid: USA bringen Chaos – das Gute stirbt

Zugegeben: Wer sich länger in der Gedankenwelt von mafiös strukturierten und global aktiven Konzernkartellen bewegt, der denkt zunächst an die Lage wichtiger Energierohstoff-Quellen, bevor er Menschen, Ethnien, Staaten oder Nationen in sein Blickfeld nimmt. Die neue Karte vom Herbst 2013, auf die sich die herausragend faktentreue Autorin Leukefeld von der jw bezieht, zeigt beispielsweise, dass Washington mit seinen Freunden alle Staaten zerschlagen will, deren pro-schiitische Bevölkerungsteile die Regierung bestimmen und mit Iran (zu) gute Beziehungen unterhalten. Selbstverständlich rein zufällig sollen die noch unerschlossenen, neuen ostsyrischen Gasquellen nunmehr zwischen potenziell pro-westlichen Kurden und Sunniten aufgeteilt werden. So lässt sich nach Washingtons Kalkül, der US-Einfluss absichern.

Dreht es sich bei den neuen Staatsgrenzen nunmehr um „ethnisch optimierte“ Linien? Keineswegs. Denn das Leben verläuft nicht nach Linien sondern nach mehrheitlich bewohnten Gebieten – und das bedeutet ganz schlicht, dass es druckfreie Grenzen gar nicht oder nur sehr selten gibt. Dies bedeutet jedoch im Gegenzug, dass die bisherigen Grenzziehungen besser sind als Chaos, Blut und Krieg mit neuen Grenzen und neuen Problemen. Wenn also die USA mit Menschen und Schicksalen spielen wie weiland die Kolonialmächte, spielen nicht humanitäre oder gar ethische Gesichtspunkte eine Rolle, sondern allein der Grad an Unruhe und Chaos, der äußeren Mächten ohne großen Verwaltungsaufwand, möglichst effizient direkte Kontrolle und Verfügung über alle Bodenschätze, strategische Positionen und Verbindungsinfrastruktur aller Art sichert, von Pipelines über Straßen oder Eisenbahnen bis zu Wasserwegen.

Gibt es Gegenbewegungen? Selbstverständlich: Modellhaft lässt sich die syrisch-russische Verbindung heranziehen, die ein freies Kräftespiel verschiedener Nationen auf Augenhöhe einem Supermacht-gelenkten Kontrollraum nach westlichem Vorbild vorzieht. Leukefeld hat das im Mai gut hergeleitet und beschrieben. Wir sehen als Kern einer globalen Gegen-Bewegung eine Reihe Organisationen: SCO, BRICS, OAU, ALBA und NAM, sämtlich mit verschiedenen Graden an Gemeinsamkeiten, Entwicklungshöhe gemeinsamer Strukturen und unterschiedlich tiefer Militarisierung und Homogenisierung. Die Militarisierung der SCO, die Gegen-Weltbank der BRICS, bilaterale Abmachungen, ohne $-Einschaltung nationale Währungen einzusetzen, wie zuletzt durch Malaysia, Japan und Südkorea im Umgang mit China, die Türkei und Iran mit Russland – letztere beide Länder sogar im direkten Warenaustausch ohne Bankenbeteiligung: Dies alles bewegt die Totenglocken westlicher Weltherrschaft via Washington und London. Sie läuten immer lauter.

Sie sind keine Freiheitsglocken. Die neuen Mächte haben mit individueller Freiheit und Selbstbestimmung wenig im Sinn, von Ethik ganz zu schweigen. Völker, die das im Innern umsetzen wollten, werden eher mit Misstrauen betrachtet, wegen des „schlechten Einflusses“ auf die Menschen anderer Länder. Systemkritiker bei uns müssen endlich aufwachen: Auch Putin, Li & Co. machen die Welt nicht besser, sie sind Produkte alter Eliten; vielleicht sind sie vertrauenswürdig, vielleicht nicht. Ob sie uns Systemkritikern durch Druck auf unsere Regierungen Luft verschaffen, um zu wachsen, darf bezweifelt werden: Zu weit liegen die Wertvorstellungen auseinander, zu groß ist das Misstrauen, von der Finanzmafia und ihren Komplizen in den anderen Schlüsselbranchen befreite Völker könnten erst unangenehm erstarken und dann doch wieder nach außen unterdrücken. Moskau bevorzugt, Beispiel Deutschland, gescheiterte Rechtskräfte vor neuen Ideen, ich durfte das ausprobieren. Bis in Putins unmittelbare Nähe. Ich durfte nette Menschen kennen lernen – und möchte keinen von ihnen missen. Aber helfen müssen wir, die Kräfte einer neuen Zukunft, uns selbst; diese Erkenntnis ist letztlich eine Befreiung.

Doch die MUSS jetzt KONSEQUENZEN HABEN. Anbiedern an die heimischen Machthaber? Nur über meine Leiche – da trifft man auch zu viele bekannte Unholde. Also: HÄRTER RAN! Klarer werden. Nicht träumen – arbeiten. Bereit sein Opfer zu bringen: Karriere, Job, Sicherheit, Geld, Ansehen. Und immer die Hände nach außen, zu den anderen Völkern, ausstrecken: Von uns habt ihr nichts zu befürchten; eure Stärke ist unser Gewinn – und umgekehrt. Auch dann, wenn die das nicht sehen (wollen).

Wie gesagt – und wenn mich nur fünf verstehen: blind in den dunklen Tunnel fahren.